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kurzkritik.critic .99.

m e i n o . d e

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In einer Bildwelt der offenen Formen, die sich an den Betrachter als Angebot zu einer mitschöpferischenkompositorischen Betätigung richtet, führt uns meino eine erfrischend ausdrucksstarke Malerei vorAugen, deren Komplexität gerade in unserer Zeit der interkulturellen Vernetzung eineexplizite Bedeutung zuteil wird.


Wer sich meinos Arbeiten zuwendet, gerät in eine Schule des Sehens, die ihn aus sensorischen Gewohnheiten des Altagslebens heraushebt und in unmittelbarer Evidenz „ins Bild setzt“. Das einzelne Bild wird dem Neugierigen nicht als monosensuell angelegte Fläche dargebracht, sondern es affiziert ihn als ein mehrdimensionales Raum-Zeit-Gebilde, das die Optik nicht minder als die Haptik anspricht, sich durch Gegenwartsassoziationen hindurch in Vergangenheit und Zukunft hineintastet. Als ein, wie meino sagt,“sich-teilendes“ zergliedert das Bildwerk sich in spannungsvoll aufeinander bezogene Zonen, aus denen der Anreiz zum Stiften ungewohnter „Relationen“ zum Betrachter hinüberzüngelt. Diesen irritativen Übersprungeffekt erzeugt meino, die traditionellen Raumgrenzen des Bildes verlassend, durch farbwölbende Borken, vorragende Spannungsbögen, konservierende Wachsschichten, samtige Farbtafeln, spiegelnde Metallplatten und fotorealistische Malsequenzen, sowie durch, aus der Malfläche hinaustastende „Raumtangenten“. Die Sehwelt des Gemäldes weitet sich so aus zum plastischen Tastgebilde. Das von meino mehrdimensional angelegte Kunstwerk regt den Rezipienten dazu an, ideale Beziehungen zwischen den ihn vereinnahmenden Bildteilen auf eine Weise zu knüpfen, die ihn überraschend aus den Erfahrungskonditionen des Alltags hinausführt. Die dort in eingefahrenen Bahnen verschiente Sensibilität kann hier freizügiger auf Erkundigung gehen.

  
 meinos Kunstwelt ermuntert zur Befreiung von Sinnesverhärtungen,die eine selbstbewußte Pflege der zwischenmenschlichen Beziehungenund ihrer mikropolitischen Latenzen sowie darüber hinaus eine eigendynamischeTeilhabe am makropolitischen Geschehen in Staat und Gesellschaft erschwerenoder gar verhindern. Aus seinen Bildern spricht die Überzeugung, daßnur der seiner Sinne mächtige Mensch ein sowohl für sich alsauch für seinen Nächsten verantwortlicher Bürger sein kann. 
Die Relationen, zu deren Stiften meino plastisch erweiterter Bildraum anreizt, streben nicht nach rascher Fixierung. Sie verharren in einer offenen Form des Zueinanderstrebens ohne Zwang. Ihre Sprache ist jene des Könnens, nicht die des Müssens.